105 x 70 cm,
In dieser Variante von NYC Taxi verknüpft Thomas Düwer erneut urbanes Leben, Ikonografie und visuelle Überreizung zu einer malerisch kontrollierten Komposition. Das Motiv ist vertraut: eine Kolonne gelber Taxis im Zentrum Manhattans, eingefroren in Bewegung, verdichtet zu einem Bild urbaner Identität. Doch der Bildausschnitt ist enger, die Perspektive steiler, die Spannung unmittelbarer. Das Resultat ist nicht nur ein Abbild der Stadt – sondern ein Kommentar auf ihre visuelle Kodierung. Die Taxis sind nicht bloß Fahrzeuge – sie sind Leitsysteme, rhythmische Elemente, gelbe Marker im Fluss der Stadt. Ihre glänzenden Karosserien spiegeln das Licht, nehmen die Farben der Umgebung auf, vernetzen sich mit den Werbetafeln, Ampeln, Schildern. Besonders die plastische Modellierung des linken Ford Crown Victoria wirkt beinahe emblematisch – ein urbanes Wappentier, das aus der Fläche herauszutreten scheint. Düwers Malweise oszilliert zwischen dokumentarischer Präzision und kalkulierter Flächigkeit. Die Fassade der Gebäude rechts bleibt blockhaft, schwer, fast ornamental. Dagegen entwickeln die Leuchttafeln links eine Bewegung nach oben, als wollten sie den Bildraum verlassen. Manche Bildflächen wirken wie abstrahiert – etwa das weiße Lieferfahrzeug mit seiner flächigen Schattierung – während andere Partien, wie die Front des rechten Taxis, fast fotorealistisch erscheinen. Besonders kunsthistorisch bemerkenswert ist Düwers Umgang mit Zeitgenossenschaft: Die Komposition erinnert an fotografische Großstadtporträts der 1970er, nimmt aber auch die Überlagerung visueller Reize aus der Pop Art auf. Die Malerei bildet nicht nur das Dargestellte, sondern auch das Gesehene ab – den Blick auf eine Stadt, die längst Bild geworden ist. NYC Taxi steht damit exemplarisch für Düwers malerisches Verfahren: präzise, durchkalkuliert, nie illustrativ. Es ist eine Form der urbanen Stillstellung: ein Moment zwischen Verkehr und Verdichtung, zwischen Oberfläche und Ikonografie. Ein New York, das nicht erzählt wird, sondern sich selbst ausstellt.