Manhattan, 1999

70 x 90 cm, Fotoabzug, gerahmt
Doppelte Wahrnehmung: die Faszination für die Strahlkraft Kennedys, eingebettet in die Eleganz der Szene, und zugleich die Ahnung, dass sein Moment nicht allein ist. Die Spiegelung offenbart ein unsichtbares Gegenüber, ein stilles Pendant, das seinen Blick begleitet und ihm Tiefe verleiht. Kennedy sitzt in einer Atmosphäre von Luxus und Weltläufigkeit, lässig und zugleich konzentriert. Sein Lächeln wirkt offen, doch sein Blick geht an uns vorbei, ins Ungefähre, als richte er sich an etwas, das nicht sichtbar ist. Dieser abgewandte Blick hält uns fest, weil er uns ausschließt und gerade dadurch ein starkes Bedürfnis weckt, ihm zu folgen. Dialogspannung. In der Spiegelung tritt die Gestalt eines Mannes auf, unscharf, im Hintergrund der Fassaden verankert. Er wirkt wie ein Gesprächspartner, der keine Worte braucht – präsent, aber namenlos. Wenn man ins Historische geht, könnte man an enge Vertraute wie Robert F. Kennedy (Bruder und Justizminister), Kenny O’Donnell (enger Wahlkampfmanager und später Stabschef) oder Ted Sorensen (Redenschreiber) denken. Alle begleiteten ihn häufig auch zu offiziellen Terminen. Dadurch verschiebt sich die Szene vom reinen Porträt in ein Beziehungsbild: Kennedy im Vordergrund, charismatisch und glänzend, und im Hintergrund das Echo eines Dialogs, das den Glanz weiterträgt und zugleich in Frage stellt. So verwandelt ›Manhattan‹ das Bild einer Ikone in eine Chiffre für Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, für Anziehung und Ferne. Wir sehen den einstigen Präsidenten – und zugleich spüren wir die Kräfte, die um ihn kreisten, ohne je ins Licht zu treten.