Sabina Bockemühl

Sabina Bockemühl feiert das Leben in all seiner Vielfalt. Mit expressiven Formen und Farben  sprengt sie Grenzen und lädt ein, neue Perspektiven zu entdecken. Jedes Werk erzählt Geschichten, spiegelt Erlebtes und weckt verborgene Welten in uns. Es ist eine Einladung, das Gewöhnliche zu hinterfragen und das Unbekannte zu umarmen.

Geboren 1966 in Solingen, gehört Bockemühl zu den Künstlerinnen, deren Werk sich entschlossen zwischen Porträt und Geste, Oberfläche und Tiefe bewegt. Ihre Malerei ist kraftvoll, unmittelbar, oft großformatig: sie verlangt Raum und gibt Raum. Dabei sind es nicht die glatten Abbilder, sondern die charaktervollen Verdichtungen, die ihre Handschrift prägen. Ihre Porträts zeigen keine Gesichter, sie formulieren Haltungen: offen, verletzlich, entschieden.

Nach verschiedenen Studien- und Ausbildungsstationen in Deutschland und Spanien, darunter bei Prof.Markus Lüpertz und Designer Dieter Sieger, gründete Bockemühl 1990 ihr erstes Atelier. Heute lebt und arbeitet sie in Murnau am Staffelsee, wo sie auch ihre eigene Malakademie aufgebaut hat. Ihre künstlerische Haltung ist dabei ebenso körperlich wie analytisch. Die Leinwand ist für sie ein Ort der Konfrontation: mit dem Motiv, mit der Farbe, mit sich selbst. Acryl, Kohle, Spachtelmasse, manchmal auch Collageelemente kommen zum Einsatz, oft in Schichtungen, Übermalungen, Brüchen.

Bockemühls Werke wurden vielfach international ausgestellt, unter anderem im Frauenmuseum Bonn, im Kunstmuseum Solingen, im Museum für zeitgenössische Kunst Diether Kunerth und im Art Palace Prag. In ihrer jüngsten Werkreihe verhandelt sie mit eindringlicher Klarheit Themen wie Selbstbehauptung, Verletzbarkeit und Erinnerung, jenseits programmatischer Zuschreibungen. Ihre Malerei bleibt dabei ein physischer Vorgang: kraftvoll, eigen, unverkennbar.


Artist Statement
Im Atem der Zeit – Bilder der Verbundenheit

»Meine Malerei entsteht dort, wo Schöpfungskraft und Vergänglichkeit einander berühren. Ich suche jene Kippmomente, in denen Menschen, urbane Räume, Landschaften oder die ruhige Präsenz eines Tieres mehr zeigen als ihre Form: ein feines Gleichgewicht, in dem Werden und Vergehen zugleich spürbar werden. Jedes Motiv ist Teil eines lebendigen Kreislaufs; es erzählt von Verbundenheit – von Spuren, die wir in der Welt hinterlassen, und von der Welt, die in uns Spuren hinterlässt.

Aus Farbe, Licht und Atmosphären entstehen Bildräume, die über das Sichtbare hinausweisen. Transparente Schichtungen, Verdichtungen und bewusst gesetzte Leerstellen öffnen Resonanzräume: Statt zu erklären, laden sie dazu ein, die eigene Beziehung zur Natur und zur eigenen Natur neu wahrzunehmen. So wird die fragile Balance zwischen Mensch und Umwelt nicht behauptet, sondern erfahrbar – als leiser Rhythmus, der den Blick verlangsamt, die Sinne schärft und Verbindung stiftet.

Der Mensch steht in meinen Arbeiten nicht außerhalb der Landschaft, sondern in ihrem Gewebe: als Gestaltende und als Mitgeschöpf. Wo städtische Strukturen auf organische Formen treffen, wo eine Silhouette im Wind flimmert oder ein Blick die Zeit in sich trägt, wird deutlich, dass unsere Kreativität und Verantwortung untrennbar sind. Schönheit erscheint hier nicht als Oberfläche, sondern als Haltung: ein achtsames Festhalten des Lebendigen im Wissen um seine Vergänglichkeit.

Ich verstehe meine Kunst als Einladung, Grenzen zu überschreiten – zwischen Innen und Außen, Kultur und Natur, Vergangenheit und Möglichkeit. Wenn meine Bilder Menschen weltweit berühren, sie ermutigen, ihre Verbundenheit zu sich selbst und zur Natur neu zu entdecken und ihr Handeln bewusster auszurichten, erfüllt sich ihr Zweck: aus Wahrnehmung erwächst Beziehung, aus Beziehung Verantwortung. In diesem Sinn male ich: damit die Welt, die uns formt, von uns gleichermaßen behütet und belebt wird.«